Zum Ende des 2. Weltkrieges marschierten 1945 zunächst die Franzosen in Stuttgart ein, übergaben die Stadt aber aufgrund der alliierten Vereinbarungen den Amerikanern. Die US-Militärregierung in Stuttgart verfügte bereits am 7. Juli 1945 für ihre Zuständigkeitsbereiche Nordbaden und Nordwürttemberg, dass für diese Regionen eine gemeinsame Landespolizei geschaffen wird und die Polizei ab dem 1. August 1945 den Dienstbetrieb aufzunehmen habe. Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern wurden von der Militärregierung verpflichtet, eigene Kommunalpolizeien einzurichten, für Gemeinden unter 5.000 Bewohner war die Landespolizei zuständig. Kommunen zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnern konnten wählen, ob die Landespolizei oder sie mit einem eigenen kommunalen Polizeivollzugsdienst die Sicherheitsaufgaben wahrnehmen. Zur Unterscheidung von der grünen Landespolizei wurde Blau für die kommunalen Polizeien festgelegt.
Das 1952 gebildete neue Bundesland Baden-Württemberg gestattete dann nur noch Städten mit mehr als 75.000 Einwohnern die Aufrechterhaltung eines eigenen kommunalen Polizeivollzugsdienstes. Von dieser Möglichkeit machten Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und anfänglich noch Pforzheim Gebrauch, dort bestanden die kommunalen Polizeien teils bis Anfang der 1970er. Das Privileg war allerdings mit der Auflage verbunden, für die Kosten der Polizei selbst aufzukommen, was im Laufe der Zeit eine immer größere Belastung für die Städte darstellte. So wurde schließlich auch die Stadtpolizei Stuttgart als letzte baden-württembergische Kommunalpolizei verstaatlicht, um ab 1973 in der Landespolizei aufzugehen. Am 15. Januar 1973 übergab der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett die Polizei offiziell an den baden-württembergischen Innenminister Karl Schiess. Der Schritt von der Stadt zum Land ist damals manchem Polizeibeamten nicht leichtgefallen, trugen sie doch in den zurückliegenden Jahren mit Stolz ihre eigenen blauen Uniformen, die wir auf dieser Seite näher vorstellen.
(In den PHV-Vereinsmitteilungen Nr. 27/September 2018 findet sich eine eingehende Abhandlung über den Wandel der Stuttgarter Polizei zur Landespolizei Baden-Württemberg.)
Unmittelbar nach dem Krieg herrschte überall Mangel, selbst an neuen Uniformen für die Polizei: so trugen die wenigen deutschen Polizisten während der kurzen französischen Besatzung noch die alten Wehrmachtsuniformen unter Entfernung der NS-Insignien auf oder zivil nur mit Armbinden (s. a. Vereinsmitteilungen Nr. 38/März 2022). Nach Übernahme der Stadt Stuttgart durch die US-Amerikaner, war der amerikanische Einfluss in der Anfangszeit nicht zu übersehen: die Amerikaner verpassten den deutschen Ordnungshütern blaue Uniformen mit Dienstgrad am Ärmel und Brustabzeichen sowie achteckige Mütze - New York ließ grüßen! Und auf dem Ärmelabzeichen stand sogar "POLICE", was erst später wieder durch "POLIZEI" ersetzt wurde.
Der US-amerikanische Einfluß in den ersten Nachkriegsjahren ist unübersehbar!
Typisch amerikanisch: die ersten Schirmmützen der Stuttgarter Polizei waren achteckig.
Wie bei US-Cops wurde das Brustschild zur Erkennungsmarke an der Uniform
(1945-1958).
In Ermangelung von Uniformen musste 1945 zivil mit Armbinden ausreichen.
Mützenabzeichen (1945-1958), das als Logo des Polizei-historischen Vereins wiederbelebt wurde.
Beamte des Stuttgarter Verkehrsunfallkommandos bei der akuraten Unfallaufnahme. Beim Polizisten rechts im Bild sieht man deutlich die beiden Schwingen unterhalb des ovalen Stuttgarter Wappens.
Der US-Touch verschwand relativ schnell wieder, nur die Ärmelabzeichen und Brustmarken hielten sich länger. Die Uniformen griffen das gewohnte, eher deutsche Bild auf: klassische Schirmmütze mit Mützenstern, keine Brustmarke und Ärmelabzeichen mehr, dafür blaue Dienstgradabzeichen in neuer Form (analog der grünen der Landespolizei), die ob ihres Aussehen am Kragenspiegel schnell als "Käseecken" bezeichnet wurden. Diese waren am Anfang noch etwas kleiner und die Ärmelwappen noch oval, bevor sie ab 1958 in Größe und Form denen der Landespolizei angepasst wurden. In der Folge gab es teils kleine Änderungen wie der Wegfall der Ärmelaufschläge zum Ende der 1960er.
Ein Stuttgarter Kollege erinnert sich an seine Einkleidung im Jahr 1971 (ein Jahr vor der Verstaatlichung) beim Polizei-präsidium Stuttgart. Er erhielt damals als dienstliche Ausstattung der Stadtpolizei (Jacke und Hose sind jetzt im Museum):
Das war's - aus heutiger Sicht minimalistisch! Im Außendienst wurde weißes Koppelzeug angelegt. Für die Verkehrspolizei gab es die Jacken in Weiß (leichte Sommerversion und wärmere Wintervariante) zur besseren Erkennbarkeit.
Die Dienstgradabzeichen waren auf den äußeren Kleidungsstücken am Kragen aufgenäht, am linken Ärmel prangte das Stuttgarter Stadtwappen, das Rößle, als
Ärmelabzeichen (anfänglich oval). Sie entsprachen nun in Systematik und Form den Abzeichen, die auch bei der Landespolizei zur damaligen Zeit verwendet wurden, waren anfänglich (bis 1957) nur
etwas kleiner.
Während der Zeit als Kommunalpolizei prangte das Stuttgarter Rössle auf dem Mützenstern in Weiß für die Beamten des mittleren bzw. gehobenen Dienstes und ...
... für die Chefs im höheren Dienst auf einem goldenen Stern.
Auch die Mützenkordeln unterschieden sich je nach Laufbahngruppe:
Die Schirmmütze der wenigen Herren des höheren Dienstes mit goldfarbener Kordel und entspr. Mützenstern.
Zwecks besserer Erkennbarkeit für den Verkehrsdienst in Weiß oder weißer Überzug für die blaue Mütze.
Der Stuttgarter Polizist fuhr auch VW Käfer. Die Uniform blau, der Streifen-wagen grün.
Als Kommunalpolizei hatte Stuttgart sog. Politessen mit eigener, schicker Uniform - hier im Gespräch mit Polizeipräsident Rau.
Polizeieskorte beim Besuch von Queen Elisabeth II. in Stuttgart am 24. Mai 1965 (hier unterstützte die Landespolizei, erkennbar an den Motorrädern mit Verkleidung).
© Landesmedienzentrum Baden-Württemberg
Die Funkleitzentrale "URAN", das Herzstück der Stuttgarter Polizei, war rund um die Uhr besetzt.
Der Polizeimeister vorne trägt im Gegensatz zu seinen Kollegen eine "Bürojacke" aus grauem, drillichartigen dünnen Stoff - eine Stuttgarter Besonderheit im Innendienst.
Ein "Rau-Reiter" der Stuttgarter Motorradstaffel mit einer Entourage holländischer Blumenmädchen anlässlich der Bundesgartenschau 1961 in Stuttgart.
Schutzbekleidung für's Motorrad? Fehlanzeige - damals wurde im normalem Dienstanzug gefahren! Zu Staatsempfängen wurde die weiße (Tuch-)Jacke getragen (siehe oben).
Ein Polizist in der blauen Uniform der Stadtpolizei überwacht und regelt an exponierter Stelle den Verkehr auf dem Stuttgarter Schloßplatz. Die konnten das noch!
Bei Regen und Kälte: mit dem weißen Plastikmantel auf dem sog. "Elefantenfuß" kein Vergnügen!