Die lindgrüne Zeit der Stuttgarter in der Landespolizei ab 1973

Zum 1. Januar 1973 wurde die bis dato kommunale Polizei Stuttgart als letzte städtische Vertreterin im Südweststaat verstaatlicht und damit Teil der bereits seit 1952 bestehenden Landespolizei Baden-Württemberg. Konsequenterweise änderte sich damit auch die Optik der Ordnungshüter: Die Stuttgarter Polizisten mussten ihre beliebte blaue Uniform ablegen und in das eher schlichte Lindgrün der Landespolizei mit Landeswappen schlüpfen.

 

Organisatorisch wurde aus dem bisher kommunalen Polizeipräsidium Stuttgart jetzt die Landespolizeidirektion (LPD) Stuttgart II, da für den Bereich des gesamten Regierungsbezirks Nordwürttemberg die LPD Stuttgart I vorgesehen war, die bis dato LPD Nordwürttemberg hieß. Damit hatten in Stuttgart zwei Landespolizeidirektionen ihren Sitz:

  • die LPD Stuttgart I für den Bereich Nordwürttemberg (in der Neckarstraße) und
  • die LPD Stuttgart II für den Stadtbereich Stuttgart (auf dem Pragsattel).

Und für die Bürgerinnen und Bürger sahen beide gleich aus, weil auch die "Stuttgarter" jetzt in grünen Uniformen erschienen.


Die Dienstgradabzeichen der Landespolizei Baden-Württemberg

Als die Stuttgarter Polizisten 1973 die Uniform tauschen mussten, waren ihnen wenigstens die Dienstgradabzeichen geläufig: Die "Käseecken" kannten sie von den Kollegen der Landespolizei und es gab sie in Blau bereits auf der städtischen Uniform. Das Stuttgarter Rössle im Mützenstern wurde gegen die Landesfarben Schwarz-Gelb getauscht, ebenso auf dem Ärmelabzeichen, auf dem nun das kleine Landeswappen mit den drei Stauferlöwen zu sehen ist. Die Dreiteilung der Laufbahnen in mittlerer, gehobener und höherer Dienst hat bis heute Bestand.

Dienstgradabzeichen Polizei Baden-Württemberg 1950, 1960 und 1970er Jahre
Tafel mit Dienstgradabzeichen im Polizeimuseum Stuttgart

Kopfbedeckungen

Die Schirmmütze mit silberner Kordel stand dem gehobenen Dienst zu.

Der Mützenstern zeigt nun die Farben Baden-Württembergs: Schwarz-Gold.

Weiße Schirmmütze für die Kollegen im Verkehsdienst.


Bereitschaftspolizisten mit Bergmütze
Bereitschaftspolizisten mit Bergmütze

Sonderbekleidung? Fehlanzeige!


Einsatzanzüge? Fehlanzeige! In den 1960ern bis in die 1970er bekamen die Polizisten bei Demonstrationen lediglich einen Einsatzhelm als Kopfschutz, ansonsten trug man(n) die Alltagsuniform, ggf. mit Regenmantel.

Hier lässt sich ein Polizist im Stuttgarter Schloßgarten Ende der 1960er Jahre von einer Demonstrantin ein Flugblatt reichen - im Vergleich zu den Bildern der Stuttgart 21-Demos allein vom Outfit in freundlicher Entspanntheit.

Uniform-Sammlung Gailing, Ludwigsburg
Uniform-Sammlung Gailing, Ludwigsburg

Der Motorrad-Polizist fuhr oftmals nur mit Halbschalen-Helm, Kradbrille und Handschuhen sowie Stiefeln. Später gab's Lederbekleidung und Jet-Helme.

Selbst zu Pferde trug man die Standarduniform mit Ausnahme einer speziellen Reiterhose und Reiterstiefel. 

Der Klassiker:

Römer-Halbschale, der Kradfahrer und Porsche-Polizisten im 356er Cabrio behütete.


Ob dieser Aufruf im Charme einer Traueranzeige 1976 wohl viele neue Bewerber gebracht hat? 

Interessant, dass die Landespolizei-direktion Stuttgart II direkt um Nach-wuchs geworben hatte, was den großen Personal-bedarf der Landes-hauptstadt zeigt.

Dann doch eher so: Polizeihauptmeister im zivilen Porsche 911, der in der Regel auf der Autobahn zum Einsatz kam, für die die Landespolizeidirektion Nordwürttemberg bzw. später Stuttgart I zuständig war.


Mitte der 1970er zeigte die Polizei Humor in Uniform: Bild eines Präventionsplakats.
Mitte der 1970er zeigte die Polizei Humor in Uniform: Bild eines Präventionsplakats.
Die Uniform haben wir noch, den 911er, der für die Porsche-Werbung poste,  leider nicht mehr. (Foto: Porsche-Archiv)
Die Uniform haben wir noch, den 911er, der für die Porsche-Werbung poste, leider nicht mehr. (Foto: Porsche-Archiv)